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Manfred Krause

geboren am 17. Oktober 1933 in Dresden, studierte von 1953 bis 1961 Elektrotechnik an der Technischen Universität Berlin, war ab 1961 wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Musikgeschichte, später am Lehrgebiet Kommunikationswissenschaft, promovierte 1971 mit einer Dissertation zum Thema "Sprachsynthese mit Gaussimpulsen", habilitierte sich 1972 und übernahm 1975 als Privatdozent verantwortlich die Lehre am selben Fachgebiet und führte dieses schließlich von 1979 bis 1999 als Professor. Manfred Krause starb zu Hause am 9. August 2003 an einer Krebserkrankung.

Mit Prof. Krause ist nicht nur ein kompetenter Ansprechpartner verlorengegangen, der sich mit Sicherheit zu allen ihm gestellten Fragen Gedanken machte und Lösungen präsentierte — es fehlt auch der verständnisvolle Lehrer, der sich immer mit seinem freundlichen und wachen Wesen in die Situation seiner Studenten hineinversetzen konnte.

Während seiner Tätigkeit an der TU-Berlin baute er den Studiengang Kommunikationswissenschaft auf, der ein wichtiges Bindeglied zwischen den technischen und den geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der TU bildet. Er unterstützte die Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste, für die er den technischen Teil der Tonmeisterausbildung übernahm, und leistete wichtige Schritte zur Entwicklung des elektronischen Studios. Er war seit Jahrzehnten in etlichen Gremien der TU und in zahlreichen Forschungsprojekten innerhalb und außerhalb der TUB tätig, die er z.T. selbst initiiert hatte oder leitete.

Wesentlicher Aspekt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war stets eine interdisziplinäre Denkweise. Hierdurch kam eine intensive Zusammenarbeit mit anderen Instituten und Lehrstühlen im Bereich der Informatik, der Psychologie, der Akustik, der Musik, der Kybernetik, der Medizin und der Elektrotechnik zu Stande. Prof. Krause war ein Kybernetiker- er sah die Welt in komplexen Zusammenhängen und nicht nur aus der Sichtweise und mit der Expertise seiner Fachdisziplin, der professionellen Studiotechnik. Seine Forschungsergebnisse hat er in zahlreichen Veröffentlichungen u. a. bei der DAGA, der Tonmeistertagung und der AES-Convention vorgelegt (ein Schriftenverzeichnis befindet sich in "Impulse und Antworten - Festschrift für Manfred Krause", Verlag W&T, Berlin 1999). Seine aktive Mitarbeit bei DEGA und AES setzte er noch nach seine Emeritierung fort, insbesondere im AES-Projekt "Archiv für Studiotechnik".

Auch nach seiner Emeritierung - bis zum Deutlichwerden seiner schweren Krankheit - war er aktiv in der Lehre tätig. Die Begeisterung, mit der er sein Wissen zu vermitteln pflegte - er hielt seine Vorlesungen meist in freier Rede -, machte über mehrere Jahrzehnte seine Studenten zu begierigen Zuhörern. In den unzähligen von ihm betreuten Magister-, Diplom- und Doktorarbeiten hatte er immer wieder neue Impulse, die aus seinem umfangreichen Wissen und seiner großen Erfahrung gewachsen waren, geben können.

Prof. Krause war ein Tüftler, der nicht nur an wissenschaftliche und künstlerische Aufgaben heranging, sondern auch an die praktischen in Werkstatt und im Labor. Er hatte sich z.B. in der Medientechnik (Lilly-Projekt zum 100-jährigen Jubiläum der TU) engagiert, war ein begeisterter Forscher in Fragen der räumlichen Aufnahme und Wiedergabe (Orthophonie) und beschäftigte sich besonders gern mit der Sprache (und damit mit Vocodern, Sonagrafie, Stimmanalyse) und allen Fragen der Studioautomatisierung. Alle Themen führten ihn zwangsläufig auch zur Kunst bzw. zur Anwendung seiner Ingenieurleistung in der Kunst, speziell der Elektronischen Musik.

Gerade Prof. Krauses Einsatz für die Kunst war enorm! Es war aber ein stiller Einsatz, der gerade Künstlern verborgen bleiben konnte. Aber ihm ist schließlich zu verdanken, dass Komponisten und Künstler von TU und UdK sowie Gäste vor allem des DAAD im elektronischen Studio wirklich zum Zuge kamen: er hat deren Wirken sehrwohl beobachtet, hat sich gegebenenfalls verwaltungstechnisch oder beratend eingeschaltet und vor allem: er hat sie gelassen!

Eine Übersicht seines Werdegangs in der TU Berlin (die TU war mindestens sein halbes Leben) hat Prof. Krause 1996 selbst in dem Beitrag "Mein Weg im Studio für elektronische Musik" beschrieben.

Wir schauen würdigend und dankbar auf Manfred Krause zurück, den Freund, Forscher, Lehrer und Menschen — wir werden ihn nicht vergessen!

Folkmar Hein, Klaus Hobohm