„fünf+1“

4 Raumklangkonzerte im Kleinen Wasserspeicher

20. - 23. September 2007, Beginn jeweils 20 Uhr

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Die vier Abende bieten mit einer beachtlichen Beschallungstechnik (20 Lautsprecher) ein recht komplexes Musikprogramm aus den Bereichen Computermusik, akusmatische Musik, Tapemusic, live-electronics sowie aktuelle Instrumentalmusik von international renommierten Künstlern und Autoren und aus renommierten Studios. Dabei werden aktuelle Werke den bereits bekannten "Klassikern" gegenübergestellt, die übrigens in den weniger bekannten originalen Mehr-Kanal-Raumklangversionen erklingen. Spektakulär dürften die 10 Uraufführungen sein, die sich speziell den etwas schwierigen Bedingungen des kleinen Wasserspeichers stellen.

Im Kleinen Wasserspeicher Prenzlauer Berg gilt es den architektonischen Bau mit adäquaten Raumklangwerken zu füllen: zum einen haben wir den schönen etwa 130 Jahre alten Ziegelsteinbau selbst mit seinem sakral-geheimnisvollen Charakter und seiner merkwürdig symmetrischen 5plus1-Gewölbeteilung, zum anderen stellen die Veranstalter  ein raumbezogenes Programm Elektroakustischer Musik hinein, das sich in verschiedenen Kunstformen zum Thema „Raum/Musik“ ausdrückt: mehrkanalige akusmatische und elektronische Musik, aktuelle Computermusik, vernetzte Musik, Multimedia und Livemusik, intelligent präsentiert durch eine einfühlsame Beleuchtungstechnik.

Das Programm „fünf+1“ ist elektroakustisch / human: den „Klassikern“ Stockhausen, Xenakis und Zimmermann, von denen je ein mehrkanaliges Werk den Konzertabschluss bildet, stehen Premieren von Rodriguez, Henderson, Teruggi, Barrett, Maïda, Imai, Sandoval sowie Gruppenkompositionen und Improvisationen gegenüber. Bewusst sind die rein elektroakustischen Werke der „Klassiker“ und „Akusmatiker“ den realen Aufstellungen aktueller Live-Elektronik gegenübergestellt. Klanginstallationen von Edwin van der Heide (Großer Wasserspeicher) und Michael J. Schumacher (in einer Wohnung im Wasserturmquartier) runden das Programm für den interessierten Besucher ab, der mit Muße den intensiven Stadtteil um den Kollwitzplatz mit den beiden Wasserspeichern wahrnehmen kann; die Veranstaltung klingt am Sonntag mit einer Langen Nacht (20 – 24 Uhr) im großen und kleinen Wasserspeicher aus, zu der kein Eintritt erhoben wird (Eintritt zu den Konzerten Do, Fr und Sa 8 € / 5 €).

Warum stehen überhaupt "klassische" Werke auf dem Programm? Die Aufbruch-Zeit der Elektronischen Musik in den 50er und 60er Jahren hat zwar nicht immer die allgemein anerkannt gleichen Qualitäten der traditionsreichen Instrumentalmusik erreicht, aber sie hat eine ganze Generation zum beinahe euphorischen Umdenken in der Formgestaltung, der Klangverarbeitung und in der Musik-Rezeption unter Einbeziehung der Raumkomponente gebracht. Diese Aufbruchstimmung damals pointierte auch neugierig die Suche nach den wissenschaftlichen Ursprüngen von Klang / Klangbeziehung / -wahrnehmung etc., welche im Bewusstsein unserer jungen Generation bereits wie selbstverständlich verankert ist. Gerade die hier angebotene Gegenüberstellung von „wenig klassisch“ zu „viel aktuell“ regt zu immer neuem Verständnis sowohl für die Klassiker als auch für den aktuellen Status quo an. Vielleicht offenbaren sich verborgene Verwandtschaften im Denken und der Ästhetik, vielleicht können sich „fortschrittliche“ Tendenzen alter Zeiten gegen manche „klassische“ Momente von heute behaupten?

Das 4-tägige Programm kann dankbar und stolz 10 Premieren aufweisen! Die Aufträge haben die Veranstalterpartner Berliner Künstlerprogramm des DAAD, singuhr hoergalerie und die federführende TU Berlin erteilt. Sie sind auch Beweis für die internationalen Vernetzungen, die in Berlin traditionell längst allgemein Fuß gefasst haben und natürlich im Ansinnen der 5+1-Veranstalter an vorderster Stelle stehen; diese Attitüde wirkt zur Zeit wie ein Sog in unsere Stadt, die synergetisch ihr "Außen-" und "Innenprofil" verbindet, gerade in den Bereichen der zeitgenössischen Kunst!

Das Programm beinhaltet allerdings nicht eine beliebige Internationalität, sondern eine historisch-qualitative Auslese: die ausgewählten Werke symbolisieren neben den Autorennamen selbst auch die renommiertesten Produktionsstätten der EM wie z.B. das GRM Paris (Xenakis, Bayle, Teruggi, Tutschku, An), die Kölner Studios (Stockhausen - WDR, Zimmermann - Musikhochschule) und das CCRMA Stanford (Chowning); die Auswahl bringt darüber hinaus individuelle Kräfte der 90er Jahre in Erinnerung (Gobeil, Barrett, Vaggione, Lucier, Enström, Smalley, Wishart) und festigt den gebührenden Platz auch für das „Junge“ und Aktuelle in Deutschland (Imai, Rodriguez, Sandoval und die beiden "Laptop-Orchester"). Natürlich verweisen wir stolz auch auf die Gäste der Veranstalter DAAD und TU, die eine deutliche Rolle in diesem internationalen Reigen spielen, speziell darf auf die ehemaligen "Edgard-Varèse-Gastprofessoren" des DAAD in der TU Berlin hingewiesen  werden: Wishart, Teruggi, Tutschku, Tazelaar.

Aber vor allem will die Programmauswahl ein interessantes, abwechselungsreiches und anspruchsvolles Erlebnis erzeugen!

Das Wetter wird vermutlich davon unbekümmert über Berlin hinwegziehen und herbstlich den besonnenen Besucher zu warmer Kleidung raten!

 Viel Freude und Genuss wünscht „5+1“ !

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