Time Division Multiplexing (Zeitmultiplextechnik)
gehört zum Verfahren des Multiplexings.
Für die Übertragung eines nach der ITU-T-Empfehlung G.711 PCM-codierten Fernsprechsignals ist eine Bitrate von 64 kbit/s notwendig. Moderne Übertragungssysteme sind für die Übertragung wesentlich höherer Bitraten geeignet und für die Belegung mit einzelnen auch höherratigen Signalen zu teuer.
Die Übertragungssysteme werden daher mit mehreren Signalen belegt, die so zusammengefaßt sein müssen, daß sie am Empfangsort wieder voneinander getrennt werden können. Die Zusammenfassung am Sendeort wird durch einen Multiplexer, die Trennung am Empfangsort durch einen Demultiplexer realisiert. Bei bidirektionalem Betrieb ist an beiden Enden je ein Multiplexer und ein Demultiplexer nötig.
Bei der Frequenzmultiplextechnik (Beispiel Rundfunk) liegen die Einzelsignale in verschiedenen Frequenzbereichen, und zum Demultiplexen werden elektrische Filter benutzt. Bei der Adreßmultip1extechnik (Beispiele: Paketnetze,Internet) enthält jedes Signal eine Adreßinformation, die zum Demultiplexen ausgewertet wird. Bei der Codemu1tip1extechnik (Beipiel: Zukünftige Mobilfunknetze) werden die Nutzsignale mit verschiedenen Codesignalen multipliziert und dann überlagert. Zum Demultiplexen muß das Summensignal mit dem passenden Code multipliziert werden, um einen bestimmten Einzelkanal zurückzugewinnen.
Bei der Zeitimultiplextechnik sind digitale Signale zeitlich nach einem festen Schema miteinander verschachtelt. Beim Demultiplexen wird die Zeitlage der Einzelkanäle benutzt. Diese Technik ist die Grundlage aller modernen Telekommunikationsnetze.
Bei manchen Anwendungen (Mobilfunk, Satellitenfunk) werden
Zeitmultiplexsignale ihrerseits nach dem Frequenzmultiplexverfahren zusammengefaßt.
Bei Glasfasern werden mehrere Zeitmultiplexsignale auf der gleichen Faser
im Wellenlängen-Multiplex übertragen.
1. Grundlagen der Zeitmultipllextechnik
Bei der Bildung eines Zeitmultiplexsignals wird die Dauer
der einzelnen Schritte (Bits) des Einzelkanalsignals um einen Faktor n
reduziert (Zeitkompression). In die dadurch entstehenden Zeitlücken
werden die ebenfalls zeitkomprimierten Bits anderer Einzelkanal-Signale
eingefügt, so daß das Multiplexsignal die In-formation mehrerer
Einzelkanäle enthält.
Es entsteht eine periodisch wiederkehrende Struktur,
der Multiplexrahmen; im Bild 1 besteht er aus 4 Bits. Kennzeichnend für
einen Zeitmultiplexrahmen ist, daß zu jedem Einzelkanal-Signal Information
(hier je 1 Bit) enthalten ist und daß die Reihenfolge der Bits im
Rahmen festliegt.
1.2 Rahmensynchronisation
Der Demultiplexer muß die Teilinformationen den abgehenden Ein-zelkanälen wieder zuteilen; er orientiert sich an der bekannten Zeitlage der Signale im Multiplexrahmen Dazu muß aber am Empfangsort Anfang und Ende des Rahmens bitgenau bestimmt werden. Dies geschieht mit Hilfe von Zusatzinformation, die bei der Mutiplexbildung an definierten Stellen in den Rahmen eingefügt wird, und mittels eines Zählers, der mit dem Schrittakt arbeitet.
Die Zusatzinformation wird Rahmenkennwort (RKW) oder Synchronwort genannt und hat stets die gleiche Bitfolge als Inhalt, so daß sie vom Demultiplexer lokalisiert werden kann. Der Zähler im Demultiplexer zählt die Bits zwischen zwei RKW ab und zeigt daher nach einer Rahmenlänge auf das jeweils nächste RKW.
Die folgenden Bilder zeigen die Rahmensynchronisation am Beispiel des Standard-PCM-Systems der Bitrate 2,048 Mbit/s (PCM3O-System, siehe Abschnitt 1.4). Bei diesem System wird ein 8-Bit-RKW in jedem zweiten Rahmen eingesetzt und die Rahmenlänge ist 256 Bits.
Es wird gefordert, daß die Nachrichtenübertragung transparent d.h. jede Bitfolge zulässig ist. Damit können im Nutzsignal zum RKW identische Strukturen auftreten (Pseudo-Rahmenkennworte).
Die Anzahl der auf diese Weise verfä1schten RKW pro
Zeiteinheit wird bei älteren Systemen für die Qualitätsüberwachung
ermittelt.
Moderne Systeme benutzen stattdessen einen fehlererkennenden
Code (CRC-4-Verfahren).
Nach einem Bitschlupf wird das RKW regelmäßig an der falscher Stelle gesucht, weil der Zähler auf diese Stelle zeigt:
In diesem Fall werden im Gegensatz zu Bild 4 alle
auf den Bitschlupf folgenden RKW als falsch erkannt. Für die erforderliche
Rahmensynchronisation wird abgewartet, bis 3 aufeinander folgende RKW falsch
sind. Damit wird weitgehend vermieden, daß Bitfehler zu nicht notwendigen
Resynchronisationsläufen führen. Die Zahl 3 gilt nur für
PCM3O; für andere Multiplexsignale gibt es abweichende Zahlen. Wenn
der Synchronausfall auf diese Weise festgestellt worden ist, werden die
Daten der betreffenden Rahmen als ungültig deklariert.
Für die Resynchronisation wird das RKW im gesamten Rahmen gesucht. Wird eine RKW-Struktur gefunden, so wird der Zähler gestartet und einen Rahmen später an der gleichen Stelle auf das RKW geprüft. Nur in diesem Zustand kann es zu Verwechslungen mit den Pseudo-RKW kommen:
Da ein Pseudo-RKW gefunden wurde, ist die Prüfung auf das nächste RKW im allgemeinen negativ; es ist sehr unwahrscheinlich, daß an der gleichen Stelle im übernächstenRahmen als Nutzsignal wieder die RKW-Bitfolge steht. Selbst wenn dieser Fall auftreten sollte, wird er nicht dauerhaft sein, so daß selbst bei einer scheinbar erfolgreichen Synchronisation auf die Pseudo-RKW nach kurzer Zeit ein erneuter Synchronausfall und Synchronsuchlauf folgt.
Wird ein echtes RKW gefunden, so ist die Prüfung auf das nächste RKW positiv, wenn keine Bitfehler vorliegen:
Nach 2 (PCM3O) als richtig festgestellten RKW gilt die
Strecke als resynchronisiert; die Daten werden wieder freigegeben.
1.3 Arten der Verschachtelung
Nach Bild 1 wurde nacheinander von jedem Einzelkanal-Signal je ein Bit entnommen und dieser Vorgang periodisch wiederholt. Diese Art der Multiplexbildung wird Bitverschachte1ung genannt.
In vielen Fällen liegen die Einzelkanal-Signale in strukturierter Form vor; es gibt also Gruppen von zusammengehörigen Bits, z.B. die 8 Bits, die aus einem Abtastwert bei der PCM-Codierung von Fernsprechsignalen nach G.711 entstehen. Das Zeitmultiplexsignal kann dann so gebildet werden, daß die Bitgruppe im Multiplexsignal zusammen bleibt, dies wird als Bitgruppenverschachtelung bezeichnet:
1.4 PCM3O-System nach der ITU-T-Empfehlung G.704
Dieses System ist das Basissystem der Telekommunikationsnetze in Europa. Signale kleinerer Bitrate werden in solchen Systemen zu-sammengefaßt. PCM3O-Systeme bilden andererseits die unterste Stufe bei der Bildung von Multiplexsignalen höherer Ordnung.
Es werden 32 Signale der Bitrate 64 kbit/s byteverschachtelt zusammengefaßt, die Bitrate ist also 32*64 = 2048 kbit/s:
Die Bitgruppen werden im Multiplexsignal als Zeitschlitze
(time slots) bezeichnet; jeder Zeitschlitz steht für eine übertragene
Bitrate von 64 kbit/s. Der Zeitschlitz 0 trägt wie im Abschnitt
1.2 beschrieben abwechselnd das Ramenkennwort RKW und
das Meldekennwort MW. Die Zeitschlitze 1 bis 15 und 17 bis 31 werden normalerweise
für die Übertragung von Fernsprech- oder ISDN-Signalen benutzt,
sie können aber auch mit Daten belegt werden (Sprach/ Daten-Multiplexer).
Der Zeitschlitz 16 war ursprünglich ausschließlich
für die Zeichengabe der 30 Systemkanäle reserviert. Da heute
die systemgebundene (kanalgebundene) Zeichengabe nicht mehr benutzt wird,
kann der Zeitschlitz 16 entweder als zentraler Zeichenkanal im Zeichengabenetz
oder als zusätzlicher Sprachkanal genutzt werden.
Bei ISDN-Primärmultiplexanschlüssen wird die
gleiche Rahmenstruktur angewendet, und im Zeitschlitz 16 wird die Zeichengabeinformation
nach dem ISDN-D-Kanalprotokoll übertragen.
Das erste Bit des RKW und des MW wird für die Fehlerüberwachung
nach der CRC4-Prozedur verwendet. Die restlichen 7 Bits des RKW sind für
die Rahmensynchronisation gedacht und daher immer gleich. Das zweite Bit
des Meldewortes liegt zur deutlichen Unterscheidung vom RKW immer auf 1.
Die Bits D und N sind für dringende (D) oder nicht dringende (N) Alarmmeldungen
vorgesehen. Die mit Y bezeichneten Bits sind zur nationalen Ver-wendung
freigegeben.
Bei ISDN-Primärmultiplexanschlüssen wird die
gleiche Rahmenstruk-tur angewendet, und im Zeitschlitz 16 wird die Zeichengabeinformation
nach dem ISDN-D-Kanalprotokoll übertragen.
Das erste Bit des RKW und des MW (Bit C im Bild 9) wird für die Fehlerüberwachung nach der CRC4-Prozedur verwendet. Die restlichen 7 Bits des RKW sind für die Rahmensynchronisation gedacht und daher immer gleich. Das zweite Bit des Meldewortes liegt zur deutlichen Unterscheidung vom RKW immer auf 1. Die Bits D und N sind für dringende (D) oder nicht dringende (N) Alarmmeldungen vorgesehen. Die mit Y bezeichneten Bits sind zur nationalen Ver-wendung freigegeben.